Liebermann-Villa am Wannsee                     Colomierstraße 3, 14109 Berlin

Auszeichnung: Europa Nostra Medaille 2008, European Union Prize for Cultural Heritage

Garten- und Baudenkmal, 1909-1910, Architekt: Paul Otto Baumgarten, Garten: Max Liebermann mit Alfred Lichtwark

Bauherr: Max-Liebermann-Gesellschaft e.V.

Haus und Garten des Museums sind der einzige authentische, heute noch erhaltene Ort, an dem Max Liebermann (1848-1935) gelebt und gearbeitet hat. Er hat ihn als "Gesamtkunstwerk" mitgestaltet, verbrachte hier 25 Jahre lang die Sommermonate und schuf über 235 Ölgemälde, Skizzen, Aquarelle, Pastelle und Radierungen. Das Engagement der Max-Liebermann-Gesellschaft, vieler ehrenamtlich Tätiger, zahlreicher Spender und Förderer ermöglichte es, das Anwesen, nachdem es in der Nazizeit enteignet, als Krankenhaus und später von einem Sportverein genutzt worden war, für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

Planung: Unterstützung des Vereins bei der Projektentwicklung, Nutzungskonzept, Bestandserfassung und Dokumentation, denkmalpflegerisches Gesamtkonzept, Förderanträge, Planung, Ausführung 2004-2006.

Aufgrund des großen Publikumsinteresses wurde die Baustelle als "Schaustelle" gestaltet, mit über 30.000 Besuchern, unter ihnen auch Zeitzeugen, deren Erinnerungen die umfangreichen historischen Recherchen ergänzten. Heute zählt das Haus jährlich rund 80.000 Besucher.

Ausführliche denkmalpflegerische Dokumentation und baugeschichtliche Forschung, veröffentlicht u.a. in: "Max Liebermanns Paradies am Wannsee - Das Haus und Gartenbuch" (s.u.)

Konzept: Leitmotiv des Umbaus war es den Charakter und die Atmosphäre des großbürgerlichen Sommerhauses von Max Liebermann mit den Erfordernissen eines modernen Museumsbetriebes zu verbinden und die Anforderungen an moderne Sicherheits-, Brandschutz-, Klima- und Medientechnik behutsam zu integrieren. Zur Verbesserung der Energiebilanz wurden Glasperlen in die Hohlräume des doppelschaligen Mauerwerks eingeblasen und Fenster aufgedoppelt. Die denkmalpflegerische Strategie wurde - basierend auf umfangreichen historischen und restauratorischen Recherchen - entwickelt und während des Baus fortgeschrieben. Zu den Hauptmaßnahmen zählten: die Entfernung der nachträglichen Farbanstriche auf der ursprünglich putzsichtigen Fassaden, die Erneuerung der Dachdeckung nach historischem Vorbild mit nachgebrannten engobierten Biberschwanzziegeln. Dabei wurden die wiederverwendbaren, bauzeitlichen Dachziegel beider Häuser gereinigt und auf dem Gärtnerhaus wieder eingebaut. Im Inneren: die Wiederherstellung der ursprünglichen Raumfolgen und Farbigkeit aller Elemente.

Rekonstruktionsmaßnahmen fanden nur statt, wo es ausreichende Anhaltspunkte gab und/oder die für das Künstlerhaus wichtig waren wie die Wiederherstellung der Atelierwände und der Kaminmaske und der Verbindungstür zwischen Salon und Esszimmer. Neue Elemente wurden kenntlich gemacht, ausgewählte Spuren der Zwischennutzung als Krankenhaus einbezogen. Auf den Einbau des geplanten Aufzugs musste seinerzeit aus konservatorischen Gründen verzichtet werden. 

Projektbeteiligte: Landschaftsarchitekt: Reinald Eckert, Bauleitung: Plümpe & Fricke Architekten, Denkmalpflegerische Betreuung: Dr. Klaus von Krosigk, Rolf-Borwin Wendlandt, Landesdenkmalamt Berlin, Dr. Angelika Kaltenbach, Untere Denkmalschutzbehörde Steglitz-Zehlendorf, Berlin, Befunduntersuchung: Restauratorengemeinschaft Mühlenbein & Schelkle, HLS: Happold Ingenieurbüro GmbH Berlin, Elektro: IFE Ingenieurbüro für Elektroplanung H.-W. Schallehn

Mitarbeiter: Armin Schenker, Bertold Henzler

"Max Liebermanns Paradies am Wannsee - Das Haus und Gartenbuch", Hrsg. Nina Nedelykov, Pedro Moreira, weitere Autoren: Reinald Eckert, Klaus-Henning von Krosigk, Anna Teut, Wolf-Borwin Wendlandt. 4. erweiterte Auflage, Transit Buchverlag, Berlin 2014, ISBN 978-3-88747-212-2
www.liebermann-villa.de
Texte mit copyright:
Europa Nostra.pdf
Kurze Baugeschichte Liebermann-Villa.pdf